Bedürfnisse unserer Kinder
Ein Schlüssel für eine bedingungslose Elternschaft ist das Verstehen, dass hinter jedem Verhalten deines Kindes immer der Wunsch steht, sich ein Bedürfnis zu erfüllen. Übrigens ist das auch bei Erwachsenen so.
Erschienen am 22. April 2024 – Lesezeit: ca. 4 Minuten
Als Eltern stehen wir im Alltag oft vor Herausforderungen:
Die Kinder räumen nicht auf
Die Kinder sind in unseren Augen respektlos
Die Kinder schauen zu viel Fern oder hängen ständig am Handy
Die Kinder essen nicht, was ich zu Essen mache
Die Kinder hören nicht auf mich
Die Kinder werden ständig wütend und machen was sie wollen
und vieles mehr
Auch in unserer Familie gab und gibt es immer wieder Herausforderungen, die mich wirklich überfordern.
Mir ist wichtig, das Verhalten meiner Kinder zu verstehen und auf Augenhöhe darauf zu reagieren, in Verbindung und in Liebe. Manchmal fühlte ich mich ratlos und verstand ganz und gar nicht, warum sie bestimmte Dinge taten oder sagten.
Doch mir ist bewusst, dass hinter jedem Verhalten meiner Kinder ein tiefer Wunsch steht, sich ein Bedürfnis zu erfüllen? Diese Erkenntnis hat die Art und Weise, wie ich als Mama reagiere, grundlegend verändert und zu einer tieferen Verbindung mit meinen Kindern geführt.
Ein kurzer Exkurs in die “Gewaltfreie Kommunikation” nach Marshall B. Rosenberg
Die Idee, dass hinter dem Verhalten eines Kindes ein Bedürfnis steht, stammt aus der Gewaltfreien Kommunikation (GfK), einer Methode und vor allem einer Haltung, die von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Nach Rosenberg gibt es universelle menschliche Bedürfnisse wie Sicherheit, Verbindung, Zugehörigkeit, Autonomie und Anerkennung, die unser Verhalten beeinflussen. Wenn diese Bedürfnisse erfüllt werden, fühlen wir uns glücklich, ausgeglichen und verbunden. Wenn sie jedoch nicht erfüllt werden, können wir unruhig, gereizt oder frustriert sein.
Was heißt das jetzt für deinen Umgang mit deinem Kind, wirst du dich fragen.
Diese Sichtweise kann uns Eltern helfen, das Verhalten unserer Kinder besser zu verstehen und einfühlsamer darauf zu reagieren. Statt das Verhalten als "gut" oder "schlecht" zu bewerten, können wir lernen, hinter die Fassade unserer Kinder zu schauen und die Bedürfnisse zu erkennen, die das Verhalten beeinflussen und sie dann auch empathisch anzusprechen, um sicher zu gehen, dass wir das richtige Bedürfnis erkannt haben.
Ein Beispiel aus meinem Leben: Wutausbruch meiner damals vier jährigen Tochter
Ich erinnere mich gut daran, wir waren ein Eis essen, es war sehr heiß und der Abend näherte sich, so dass ich mit den Mäusen langsam Heim wollte. Wie aus dem Nichts, flippte sie aus, sie schrie, sie tobte, sie war außer sich, komplett ohne Vorankündigung und ließ sich nicht beruhigen. (Solche Wutausbrüche von Kindern sind im Übrigen völlig normal und geschehen einfach ab und zu, dies gehört zur Entwicklung dazu und das ist nichts schlimmes oder außergewöhnliches) Ich wusste nicht ein noch aus, die Leute um uns herum schauten uns an und ich war völlig überfordert mit der Situation. Ausnahmezustand.
Was tat ich?
Auflösung später…
Anstatt das Verhalten als unangemessen oder respektlos abzutun, hätte ich mich fragen können: Welches Bedürfnis versucht mein Kind durch sein Verhalten zu erfüllen? Vielleicht fühlte sich meine Tochter übergangen und hatte das Bedürfnis nach Autonomie. Vielleicht hat es das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit oder danach gehört zu werden. Vielleicht brauchte sie Mama Nähe oder sogar Führung? Indem wir diese Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen, können wir unserem Kind helfen, sich verstanden und unterstützt zu fühlen.
Indem wir uns auf die Bedürfnisse unserer Kinder konzentrieren und versuchen, sie zu erfüllen, können wir eine tiefe und bedeutsame Beziehung aufbauen. Diese bedürfnisorientierte Sichtweise fördert Empathie, Verständnis und Respekt innerhalb der Familie. Sie ermöglicht uns Eltern, unsere Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen und ein Gefühl der Verbundenheit zu schaffen, das ein Leben lang anhält.
Auflösung der Situation “Wutausbruch”
Ich habe meine Tochter aus der Situation gebracht, wo wir alleine waren und sie begleitet, ich konnte sie trotzdem nicht beruhigen, nach ca. 15 Minuten schaffte sie es, sich selbst zu beruhigen, aber mit der Sicherheit, dass sie ok ist und ihr Bedürfnis wichtig war.
Fazit
Die Idee, dass hinter jedem Verhalten unseres Kindes der Wunsch steht, ein Bedürfnis zu erfüllen, war damals für mich eine neue Perspektive auf eine völlig neue Elternschaft.
In Verbindung. Bedingungslos.
Indem wir Eltern lernen, die Bedürfnisse unserer Kinder zu erkennen und darauf einzugehen, können wir eine liebevolle und unterstützende Beziehung in Verbindung schaffen, in der unsere Kinder wachsen und gedeihen können.
Meine Töchter haben ein Bedürfnis nach Liebe, Respekt und Anerkennung und ich versuche stets durch das Erkennen dieser Bedürfnisse, die Welt durch ihre Augen zu sehen.