Mama Power: Warum Wut dazugehört. Drei SOS Hacks.
Unser Leben ist oft eine emotionale Achterbahnfahrt. Zwischen Windeln wechseln, Essen machen und Kindertränen trocknen, erleben wir Momente der Freude, der Trauer, der Überlastung, der Angst - und ja auch der Wut.
Erschienen am 26. Januar 2024 – Lesezeit: ca. 5 Minuten
Wusstet Ihr, dass Wut eine der Grundemotionen der Menschen ist?
Ich habe gestern in einem wunderbaren Webinar gelernt, dass dies nach Paul Ekman folgende Emotionen sind:
Freude
Überraschung
Trauer
Ekel
Angst
und Wut.
Das bedeutet also nichts mehr, als dass es vollkommen normal ist und menschlich wütend zu werden. Das heißt natürlich nicht, dass wir deswegen unsere Kinder anschreien sollten-Aber dazu komme ich später nochmal.
Erstmal eine kurze Geschichte (wie sie wahrscheinlich in fast jedem Haushalt mit Kindern auch mal vorkommt; außer in den Instagram -perfekten -Familien, da nicht!)
Ich weiß nicht mehr genau, wann es war oder wie genau alt meine Kinder waren, aber ich weiß, es war a****kalt draußen, das hieß viel anziehen. Was bei einer Zweijährigen viel "Spaß" bedeutet.
Ich war müde, hatte ich doch nach einem langen Arbeitstag den Abend zuvor lange mit einer Freundin telefoniert. Ich hatte nichts gegessen, wie so oft. Ich musste zur Arbeit, es war bereits 07:30 Uhr und die Kinder mussten noch zur Kita gebracht werden.
Es schneite, was in Berlin damals nicht so oft vorkam. Ich war gerade dabei meiner großen Tochter, damals vier Jahre alt, ihren Schneeanzug anzuziehen, als meine kleine Tochter, damals zwei, aus ihrem Zimmer stiefelte und freudestrahelnd verkündete. “Mama, ich heut das ziehen” Sie deutete auf sich selbst und meinte damit, was sie gerne anziehen wollte.
Sie stand da, barfuß, ärmelloses Kleid und darunter trug sie nichts.
Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte, entschied mich aber fürs Lachen. Noch.
Ich fing an ihr zu erklären, dass es kalt draußen sei, Winter, es schneit. Wir müssten was anderes anziehen.
Das fand sie gar nicht witzig und fing an zu weinen, sie wurde lauter, lauter, lauter, hysterisch. Arghhh.....
Meine Ohren schmerzten.
Ich spürte die Wut in mir, mir wurde heiß, mein Kopf wurde rot…ich war kurz davor zu platzen.
Und dann passierte es. Meine Große, die mittlerweile seit 10 Minuten im Schneeanzug im Flur saß und anfing zu schwitzen, rief plötzlich:
“Popcorn Mama, Popcorn, POPCORN"
Ich fuhr zusammen, denn das war UNSER Stichwort, welches meine Kinder rufen sollten, wenn sie merkten, dass ich wütend wurde. Ich hatte das mit ihnen Tage zuvor besprochen, gelernt hatte ich das nämlich in einer Gruppe von Frauen, die sich gegenseitig halfen, falls es mal schwierig wird mit den Kindern.
Ich wurde in meiner ansteigenden Wut, in meiner Emotion sofort unterbrochen, ich lachte…Sie hatte sich das wirklich gemerkt. Wahnsinn.
Ich hatte ülötzlich “Platz” zum denken und schaltete meinen Verstand ein. Auch meine Kleine hörte bei “Popcorn” sofort auf zu schreien.
“Krass, es funktioniert”
Sie entschied sich dann übrigens für ihren Schlafanzug. Hier zog ich einfach den Schneeanzug drüber und ab ging es in die Kita. Im Schlafanzug.
Mir doch egal.
Wenn die Nerven blank liegen, wir müde sind, Hunger haben, Zeitmangel oder/ und unsere Grenzen überschritten werden, dann sind das Signale für unerfüllte Bedürfnisse und diese sind dann oft der Auslöser für Wut.
Merke: Die Wut will Dir nichts böses. Sie will Dich auf etwas hinweisen, nämlich darauf, dass Du im Mangel bist.
Nach einem Wutausbruch haben wir oft ein schlechtes Gewissen. Doch, liebe Mamas, auch diese Emotion hat ihre Berechtigung.
Hier ist der Schlüssel “Sprecht liebevoll mit Euch selbst", beurteilt Euch nicht so hart. Auch das kann ein Umgang mit Wut sein.
Die Ursache der Wut ist tatsächlich meist eine andere, aber das würde wahrscheinlich jetzt hier zu weit und zu tief gehen. Wichtig ist aber, dass wir zuerst schauen, wie wir damit umgehen und danach können wir erforschen, woher das eigentlich kommt. Ihr ahnt bereits- dies entsteht in unserer eigenen Kindheit
Wut lehnen wir übrigens als Gefühl häufig ab, weil wir wahrscheinlich selbst nie gelernt haben, damit umzugehen.
Wurdet Ihr als wütender Teenager auch mal auf Euer Zimmer geschickt?
Oder durftet Ihr Euch anhören “Jetzt sei mal nicht so zickig?”
Ja? Ich in jedem Fall.
Dies sind meist die Wurzeln, warum wir Wut als schlechtes Gefühl abstempeln. Haben wir ja so gelernt. Durften wir ja nicht sein. Und dazu kommt "Mädchen dürfen sowieso nicht wütend werden".
Stellt euch die Wut wie eine Ampel vor.
Grün heißt, alles im Lot.
Gelb heißt, dass die ersten körperlichen Anzeichen sich bemerkbar machen (euch wird heiß, der Kopf wird rot, ihr fühlt die Wut)
Rot heißt, “Rien ne vas plus”
Die gelbe Phase ist somit der Schlüssel zur bewussten Wahrnehmung. Hier seid ihr noch in der Lage logisch zu denken und zu handeln.
Meine SOS Hacks für die gelbe Phase
Ein Codewort für eure Kinder (wie in meiner Geschichte).
Verlasst den Raum, wenn möglich.Atmet! Hilft.
Versucht, ins Hier und Jetzt zu kommen. (Konzentriert euch auf 5 Dinge, die ihr seht und benennt sie laut, 4 Dinge, die Ihr hört, benennt sie laut, 4 Gefühle, die Ihr fühlt, benennt sie laut. Dann 4 Dinge, die ihr seht, 3, die ihr hört, 2 die ihr fühlt usw)
Mamas, die Wut gehört zu uns. Versucht herauszufinden, wo sie herkommt, auf welchen Mangel sie hinweisen könnte und damit umzugehen. So werdet ihr sie in den Griff bekommen.
In meinem Coachings ist Wut übrigens oft ein Thema und der Schlüssel liegt hier auch in euch! Das verspreche ich.
Eure Jessica