Meine Geschichte
Ich schlug die Augen auf. Schweißgebadet lag ich in meinem Bett. Tränen rollten mir über die Augen.
Es gab nur einen einzigen Gedanken in meinem Kopf.
Erschienen am 19. Januar 2024 – Lesezeit: ca. 4 Minuten
So will ich nicht sein als Mama.
Ich stand auf. Es war mitten in der Nacht und ein ungutes Gefühl überkam mich. Ich wollte nach den Kindern schauen.
Meine Mädchen schliefen ruhig in ihren Betten. Ich schaute sie lange an, ich beobachtete sie und mir kamen erneut die Tränen. Sie haben verdient, dass sich etwas ändert.
Ich habe zwei wundervolle Töchter, zum damaligen Zeitpunkt (Sommer 2017) waren sie 4 und 2 Jahre alt.
Ich war seit zwei Jahren alleine mit ihnen. Die Trennung vom Vater der Kinder fand statt, als meine kleine Tochter 4 Monate alt war.
Ich war berufstätig, 35h/ Woche arbeitete ich in einem Start Up als Personalreferentin. Völlig überlastet.
Ich war fertig. Körperlich am Ende, nur noch müde und geschafft. Am Montag hoffte ich, dass schnell der Freitag kommen solle, damit ich mich wieder entspannen kann.
Die Kinder schliefen ab und zu bei ihrem Vater. Das verschaffte mir Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen. Finanziell sah es nicht gut aus, ich verdiente gerade so viel, dass die Miete jeden Monat pünktlich gezahlt werden konnte. Ich lebte über meinem Limit und mein Dispo wurde jeden Tag größer.
Einen Partner hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht und ich war einsam, ich sehnte mich nach einem Mann, der mich liebte. Aber wenn ich Männern erzählte, dass ich zwei Kinder hatte, verloren die meisten das Interesse an mir. Das war wohl zu viel.
Das Schlimmste am ganzen war, wie ich durch meine äußeren Umstände geworden war.
Nein.
Wer ich geworden bin.
Meine Zündschnur war so wahnsinnig kurz, wenn auch nur das kleinste, was ich mir in den Kopf setzte nicht funktionierte, dann ging ich an die Decke. Ich schrie die Kinder an, ich war laut, ich war wütend, ich war so unfair.
Meine Kleine reagierte am Meisten darauf, sie protestierte, sie zeigte mir jeden Tag, was es heißt, einen eigenen Kopf zu haben, einen eisernen Willen, einen starken Charakter.
Sie litt unter "Nachtschrecks", was natürlich zusätzlich meinen Schlafmangel unterstützte. Sie war so wütend, sie forderte mich so, sie schlug mich, sie war aggressiv und ließ sich in keinster Weise beruhigen. Jedenfalls nicht von mir.
Das war oft zu viel für mich. Am Morgen vor dieser Nacht eskalierte es. Sie wollte sich nicht anziehen, ich hatte dieses Meeting, zu dem ich musste. Die Zeit saß mir im Nacken. Der Satz meines Chefs aus dem letzten Feedbackgespräch auch “Dass ich eine Mutter einstelle, das war ein Experiment für mich, ich befürchte, dass es scheitert." Nicht sehr nett, ich weiß, aber ich dachte an nichts anderes. Mein Job war mir wichtig.
Ich. Explodierte.
Ich nahm meine kleine Tochter grob vom Boden auf, auf dem sie lag und auf den Teppich mit den Fäusten trommelte und drückte sie mit Gewalt auf unsere Bank im Flur. Sie war so erschrocken von diesem “Umsetzen”, dass sie aus dem Schreck heraus den Kopf nach hinten warf. So einen Knall hatte ich noch nie gehört. Ihr Kopf traf die Wand hinter ihr. Es war schlimm. Sie schrie und die Tränen rollten ihr übers Gesicht. Aber das Schlimmste waren ihre Augen. Dieser Blick hat sich bis heute in mein Herz gegraben.
ANGST.
Meine Tochter hatte Angst vor mir.
In dieser Nacht veränderte sich alles.
Ich traf eine Entscheidung.
So darf es nicht weitergehen.
Ich holte mir Hilfe in einer Gruppe von Müttern mit ähnlichen Problemen. Ich lernte, was es heißt, meine Bedürfnisse zu erkennen, achtsamer und liebevoller mit mir selbst zu sein, meine Träume zu verfolgen, meine Trigger zu bearbeiten, gelassener zu werden und mich wieder selbst zu lieben. Vor allem aber auch mir zu verzeihen.
Warum ich Euch das erzähle?
Ich möchte behaupten, dass ich es geschafft habe. Ich habe mein Leben in die Hand genommen und bin losgegangen. Ein Schritt nach dem anderen. Und ja, das war alles andere als leicht.
Ich bin eine liebevolle Mutter, die die Bedürfnisse ihrer Kinder sieht und erkennt und vor allem meine eigenen. Ich bin für meine Mädchen da, egal was sie brauchen. Ich liebe sie bedingungslos und begleite sie auf ihrem persönlichen Weg. Ich gebe ihnen Werte weiter. Ich lebe ihnen vor, was es heißt, auch als Mama Gefühle zu haben und mal nicht weiter zu wissen, traurig und wütend zu sein. Sie sehen, dass ich nicht perfekt bin. Das ist ok.
Meine Kinder sehen in mir ihr Zuhause und ich in ihnen meins.
Ich möchte Dir Mut machen und Dir ehrlich sagen, das ist der Grund, warum ich heute Mamas coache. Denn vielen Mamas da draußen geht es ähnlich. Kaum jemand spricht darüber. Die wenigsten tun was. Sie ertragen es. Sie bringen die Zeit rum, irgendwie schaffen sie es. Viele vergessen sich oder wer sie waren.
Es ist ok und normal, dass wir überlastet sind, dass wir Fehler machen, dass wir es nicht schaffen, dass wir uns falsch fühlen und manchmal auch schwach.
ES IST OK.
Es darf anders sein und Du bist nicht alleine!
Du kannst alles verändern, wenn Du nur zwei Dinge tust.
Triff eine Entscheidung.
Geh den ersten Schritt.
Eure Jessica